Sonntag, 18. September 2022

Grüße nach Moskau

Im Baltikum ist man Russland sehr nahe. Geografisch wie historisch. Und zur Zeit fühlt sich das etwas gruselig an. Wie wohl alle ehemaligen Sowjetrepubliken blicken auch die Balten auf eine teils finstere Vergangenheit zurück. Das merkt man hier überall.
Die Balten waren daher auch am konsequentesten für Sanktionen gegen Russland. Daß das eine aggressive Imperialmacht ist, wissen sie aus bitterer Geschichte.


Die russische Botschaft in Tallinn ist mit eindeutigen Zeichen und Worten drapiert.

Im ex KGB-Folterkeller in Tallinn kann man sich den fistersten Kapiteln der Nachbarschaft zum großen Bruder nähern.
Wenn die Mitarbeiter der russischen Botschaft in Riga aus dem Fenster schauen, sehen sie ihren Chef ungeschminkt.
Ein Café in Vilnius ist eindeutig.

Dabei sind bis zur Hälfte der Einwohner balischer Orte russigstämmig. Russisch ist allgegenwärtig. Die Länder müssen einen Spagat zwischen Integration ihrer Mitbürger und klarer Kante zum übergroßen Nachbarn hinbekommen.
Daß hier so viele Menschen aus Russland leben hat seine Ursache in der russischen Besatzung. Balten flohen gen Norden oder Westen. Stalin siedelte Russen an. So wurden Balten in Sowjetzeiten teils zur Minderheit im eigenen Land. Umvolkung (ein Naziwort dafür) nutzen Diktaturen bis heute gerne um unliebsame Kulturen zu verstümmeln. Man kann das aktuell in Tibet oder Xinjiang beobachten.

Lesetip:
Das achte Leben von Nino Haratischwili beleuchtet als Familiensaga über einhundert Jahre die Sowjetzeit in schmerzlicher Tiefe (aus georgischer Sicht).

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